Gesprächskreis
Wir stolpern von Krise zu Krise und können ihrer nicht mehr Herr werden. Konflikte überall, und jeder der Beteiligten beharrt auf seinem Recht. Der Ton wird rauer, der Streit wird heftiger und unversöhnlicher. Unsere Welt ist friedlos geworden, Bürgerkriege und Kriege brechen wieder aus, und der innere Zusammenhalt der Gesellschaft und des Staates droht zu zerbrechen.
Was sind die Ursachen dieser Friedlosigkeit? Warum können wir unsere Konflikte kaum mehr bereinigen? Warum werden wir immer intoleranter und parteiischer? Was hindert uns, den anderen entgegen zu kommen und Kompromissen zuzustimmen? Leben wir wirklich in einer vom Grund auf friedlosen Welt, und ist der Traum vom Frieden eine Illusion?
Was bedroht uns? Woher kommt unsere Angst vor dem "Feind"? Brauchen wir mehr Sicherheit, mehr Schutz und mehr Waffen? Wie schützen wir uns vor den Übergriffen aggressiver Menschen und Mächte? Wie können wir unseren Frieden sichern?
Das alles sind Fragen, die uns umtreiben, uns ängstigen, weil unsere Antworten sehr unterschiedlich ausfallen und zu neuem Streit führen. Was sagt die Friedens- und die Konfliktforschung dazu? Was denken die Philosophen darüber, und welche Rolle spielen die Religionen?
Wir haben keine fertigen Antworten, aber wir wollen versuchen, gemeinsam Wege zu erkunden, die unsere Zuversicht verstärken könnten, dass Versöhnung und Frieden doch noch erreichbar sind.
Folgende Themen werden dazu vorbereitet:
Karl Kirch: "Demokratie ohne Angst"
Die Klage über den Zustand unserer Republik ist unüberhörbar: die Wirtschaft lahmt, es fehlt an Fachkräften, die Bahn ist unpünktlich, die Brücken sanierungsreif, die Rentner zu viele, das Bürgergeld nicht bezahlbar, die Steuern zu hoch, die Gemeinden verschuldet, die Parteien unglaubwürdig , ... und so weiter.
Der alte Glaube an den gesellschaftlichen Fortschritt war wohl ein Irrtum, die Versprechungen der innerweltlichen Ideologien waren leere Worte, den Kirchen laufen die Gläubigen davon. Wem soll man noch glauben, wem noch vertrauen? Untergangsstimmung breitet sich aus. Gehören wir schon zu einer letzten Generation? Denken wir an die Zukunft, so schrumpft die Zuversicht, und die Angst schleicht sich ein. Und die uns bedrückende Angst schafft sich Luft mit verletzenden Worten, wütenden Ausfällen und aggressivem Verhalten gegenüber den vermeintlich Schuldigen.
Die Abgrenzungen und Brandmauern löschen das Feuer nicht, statt Ablehnung brauchen wir das Gespräch und die Praxis der gemeinsamen Arbeit. Der andere ist nicht der Feind. Das friedliche Miteinander ist nur möglich, wenn wir wieder lernen, den anderen vorsichtig zu vertrauen. Eine Demokratie braucht Menschen, die bereit sind, Vertrauen zu wagen, die nicht nur an ihren eigenen Vorteil denken, sondern die gerne und ohne Vorurteil gemeinsam eine innovative Idee aufgreifen, die dem Gemeinwohl dient. Welche Möglichkeiten und Ideen gibt es dafür.
Dr. Klaus Hoffmann: "Pazifismus - Frieden schaffen, ohne Waffen - oder doch mit?"
Strenger Pazifismus: jede kriegerische Maßnahme wird abgelehnt, auch Verteidigung. Problem: Schutz Dritter. Andere halten Verteidigungskrieg für zulässig. Er erinnert an: si vis pacem.., dafür spricht praktische Lebenserfahrung. Wer sich zu verteidigen weiß, wird weniger angegriffen. Gefahr, dass Verteidigungspotenzial zum Angriff verwendet wird. Gewaltmonopol des Staates, nötig sind gesetzliche Regelungen, notfalls Durchsetzung durch Polizei (bewaffnet). Übertragung auf zwischenstaatliche Bereich: Weltinnenpolitik. Völkerrecht, UN usw. Krieg nur wie Polizeieinsatz zulässig. Nur begrenzt erfolgreich. Zwischenstaatliche Vereinbarungen, KSZE, Abrüstungsvereinbarungen usw. Wer setzt sie durch, wenn Vereinbarungen verletzt werden? Stärkung der Zivilgesellschaften. Wirkt nur in Demokratien? Am erfolgreichsten vielleicht Stärkung der Demokratien (schaut aber z.Z nicht gut aus!): Demokratien führen untereinander (fast) nie Krieg.
Johann Ott: "Konkurrenz oder Kooperation?" Unser biologisches Erbe als Modell für die Welt? Wäre eine Welt ohne Religion friedlicher? "Imagine there`s no Heaven, no hell below us ... imagine all the people living for today ... imagine there´s no country, nothing to kill or die, ... and no religion too. I am a dreamer" (Joko Ono, John Lennon). Ein hoffnungsvoller Ausblick auf Gedanken und Ergebnisse der Konfliktsoziologie.
Siegfried Kratzer: "Nicht der Krieg, der Friede ist der Ernstfall!"
Von Gustav Heinemann stammt der Satz: "Nicht der Krieg ist der Ernstfall, der Friede ist der Ernstfall, in dem wir uns alle zu bewähren haben, weil es hinter dem Frieden keine Existenz mehr gibt." Leider ist heute nach einer gewissen Beruhigungsphase die Sicherheit in Europa und in verschiedenen Ländern durch Machtansprüche einzelner Staaten wieder bedroht. Ist ein Krieg erst mal ausgebrochen, ist es sehr schwer, zu einem sicheren Frieden wieder zurückzukehren. Deshalb ist es wichtig, im politischen, gesellschaftlichen und demokratischen Prozess das Augenmerk nicht auf die Stärkung von "Kriegspotential" zu richten, sondern "Friedenspotential" in seiner Vielfalt zu aktivieren.
Veranstaltungsnr. | 2-27798 |
Datum | Do 16.01.2025, 19:00 Uhr |
Ort | KEB, Dreifaltigkeitsstr. 3, 92224 Amberg |
Veranstalter | KEB mit EBW |
Dieser Gesprächskreis soll in einem neuen Format ablaufen. Nicht ein Referent bestimmt den Abend, sondern mehrere Referenten befassen sich mit derselben Frage. Alle Referenten sprechen höchstens nur 10 Minuten über ihre persönlichen Erfahrungen und Einsichten. Dann werden möglichst alle Teilnehmer ihre Sichtweisen, Meinungen und ihren Widerspruch miteinander austauschen - frei nach dem Gedicht von G. Benn: "Wer redet, ist nicht tot." Jeder ist eingeladen, der zuhören, mitdenken und mitreden will. Es geht dabei nicht um das jeweilige Rechthaben, sondern um die Bereitschaft, voneinander im Gespräch zu lernen, das Miteinander unterschiedlicher Standpunkte zu erproben und die eigenen Vorurteile und Ängste abzubauen.
Veranstaltung | Die Welt im Streit - Sind wir Menschen noch fähig, unsere Konflikte einvernehmlich zu lösen? |
Datum | Do 16.01.2025, 19:00 Uhr |