Verbotene Bücher, Giftschränke und Index

Die Geschichte der Zensur im alten Bayern
Vortrag mit Fragen und anschließender Diskussion

Vortrag

Die Medienrevolution an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit und die explodierende Buch- und Druckproduktion seit der Reformation stellten die sich allmählich etablierenden Foren der Zensur in Bayern vor eine neue gewaltige Aufgabe. Vorrangig ging es zunächst um den Schutz des "rechten" Glaubens vor "ketzerischen" Schriften, falschen Bildern und Spott. Der wahre Glaube wurde oft nicht mehr durch Gewissens- und Lebensentscheidungen von Menschen und Familien geformt, sondern zusehends von Landesherrn und Kirchenautoritäten diktiert. Das Bemühen in Kirche und Staat war groß, lokale Zensurvorsorge zu zentralisieren. Das gelang der Römischen Kurie mit der 1559 unter Papst Pius V. gedruckten ersten Ausgabe des "Index librorum prohibitorum" und dem Heiligen Römischen Reich mit der Etablierung der Frankfurter Bücherkommission. In Bayern ergänzte die Landesherrschaft seit 1524 die Zensur durch eigene Maßnahmen der Bücher-Policey. Und selbst in Augsburg, wo man zwischen zwei Glaubensrichtungen wählen konnte, etablierte sich ein Zensuramt, das die eifrigen reichsstädtischen Drucker regelmäßig kontrollierte. Für die Oberpfalz sind konkrete Fragen der Zensureingriffe noch weitgehend unerforscht.

Referent:

Prof. em. Dr. phil. Wolfgang B. Wüst, FAU, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte

Veranstaltungsnr. 2-27604
Datum Do 19.09.2024, 19:30 Uhr
Ort Provinzialbibliothek, Malteserplatz 4, 92224 Amberg - Barocksaal
Gebühr Eintritt frei - Spenden erwünscht
Veranstalter Provinzialbibliothek mit KEB

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